Prompt Engineering – die unverzichtbare Kompetenz in der KI-Ära

Prompt Engineering in der KI-Ära

Wir leben in einer Zeit stetiger und rasanter Veränderungen. IT-Anwendungen, die für den täglichen Geschäftsbetrieb unerlässlich sind, werden fortlaufend mit neuen Funktionen aktualisiert. Angesichts dieser Entwicklungen sorgen sich viele Menschen um ihr berufliches Fortkommen und ob ihre Fähigkeiten künftig noch gefragt sind. Immer wieder liest man Berichte über den vollständigen Ersatz von Arbeitsplätzen durch KI. Doch aus fachlicher Perspektive unter Experten und Expertinnen wissen wir, dass solche Schlagzeilen maßlos übertrieben sind. KI-Copiloten sind noch lange nicht auf dem Niveau, Menschen in der Berufswelt zu ersetzen. Stattdessen werden sie uns ergänzen und zunehmend von monotonen Routineaufgaben befreien.

Damit eröffnet sich die Chance, uns intensiver der wesentlichen Arbeit und den kreativen Tätigkeiten zu widmen. Die Mensch-KI-Kollaboration wird zur neuen Arbeitsweise, bei der jedem Beschäftigten ein persönlicher KI-Assistent zur Seite steht. Wer die Zusammenarbeit mit KI-Copiloten meistert, wird in der Zukunft von sichereren Arbeitsplätzen, höherer Produktivität und spannenderen Aufgaben profitieren.

Was ist Prompt Engineering?

Der richtige Umgang mit KI-Chatbots wird in der Fachsprache als Prompt Engineering bezeichnet. Darunter versteht man die Kompetenz, Eingabeaufforderungen (Prompts) für KI-Modelle möglichst präzise und effektiv zu formulieren, um gewünschte Antworten und Ergebnisse zu generieren. Dabei haben sich in den letzten Jahren diverse Techniken entwickelt, um die Risiken von Halluzinationen, logischen Fehlern und Unwahrheiten zu minimieren und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die generierte Antwort möglichst im Einklang mit der beabsichtigten Intention und Zielsetzung steht.

Drei Prompt-Beispiele aus der KI-Ära

Beispiel 1: Prompt-Aufbau

Im folgenden Beispielszenario veranschaulichen wir, wie ein gut strukturierter Prompt aussehen kann:

Hintergrundszenario:

Der IT-Spezialist X erhält eine Kundenanfrage bezüglich eines neuen Intranet-Projektes. Das neue Intranet soll auf der SharePoint-Technologie sowie weiteren Microsoft Lösungen basieren und diverse Kundenanforderungen erfüllen. Um Zeit zu sparen, beabsichtigt der IT-Spezialist X, eine KI-generierte E-Mail-Vorlage zu erstellen, in der beschrieben wird, wie die Anforderungen umgesetzt werden sollen. Zu diesem Zweck formuliert er einen Prompt.

Prompt zur KI-generierten E-Mail-Vorlage:

Prompt zur KI-generierten Mailvorlage

So kann eine KI-generierte E-Mail aussehen:

Output KI-generierte Mailvorlage

Beispiel 2: Prompt-Baustein-Verfeinerung

Im oben genannten Beispielszenario haben wir uns einen groben Aufbau eines Prompts angeschaut. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, jeden der Bausteine nochmal in der Tiefe zu verfeinern. Schauen wir uns das am Beispiel der „Tonalität“ an, wo wir die formelle Sprache nochmal vertiefen.

Die Wahl eines Schreibstils ist eine beeindruckende Methode, um die Zufriedenheit der Kommunikation mit den Geschäftspartnern und Kunden zu verbessern. KI-Bots können den Schreibstil einer Marke auf Basis von Unternehmensdaten imitieren. Diese Fähigkeit kann dem Kommunikationsstil mehr Persönlichkeit verleihen, wie auch die gesamte Marketingkommunikation stilistisch auf eine Linie bringen. Gehen wir von folgendem Szenario aus: Mein Unternehmen X ist in der Luxus-Modebranche für Bekleidung angesiedelt.

Erstellung eines Prompts für Social Media:

„Ich bin ein Marketingfachmann und benötige einen Instagram Post für meine neue Anzugkollektion. Entnehme alle relevanten Informationen aus dem vorliegenden PDF-Dokument und schreibe den Beitrag in 3 Sätzen. Achte dabei auf folgende Tonalität: Formelle und anspruchsvolle Sprache, die Qualität, Beständigkeit und Exklusivität betont, sowie auch auf Luxus, Präzision und Eleganz achtet.“

So sieht ein KI-generierter Social Media Post aus:

Beispielhafter Output im Marketing

Beispiel 3: Gedankenkette

In den oberen Beispielen haben wir uns zwei einfachen Prompt-Techniken gewidmet. Die Methode „Gedankenkette“ bzw. im englischen „Chain of Thought“ stellt eine fortgeschrittene Technik dar. Sie zielt darauf ab, die logischen Gedankenmuster von Sprachenmodellen zu optimieren.

Funktionsprinzip:

Bei einfachen Prompting-Methoden erhält das Sprachmodell eine Frage oder Aufforderung und liefert anschließend eine Antwort dazu. „Chain of Thought“ ist stattdessen als eine Kette von aufeinander aufbauenden Fragen konstruiert. Jede Frage in der Kette ist darauf ausgerichtet, für eine tiefere Exploration des Sachverhalts zu sorgen. Die Segmentierung der Gesamtanfrage in einzelne, sequenzielle Fragen bewirkt einen höheren Detailgrad und gewünschte Zielgenauigkeit des Prompts.

Prompt:

Um diesen Vorgang zu illustrieren, schauen wir es uns an einem Beispiel an:

Statt den Copiloten nach einem komplexen Sachverhalt zu fragen wie z.B.: „Erstelle einen Beitrag über die Einflüsse des Klimawandels auf den Agrarsektor“, kann der Prompt stattdessen in mehrere Einheiten aufgeteilt werden.

Dazu können folgende Fragen nacheinander gestellt werden:

  • Was sind die Definition und Ursache des Klimawandels?
  • Wie wirkt sich der Klimawandel auf unsere Umwelt aus?
  • Wie genau ist der Agrarsektor durch den Klimawandelt bedroht?

Nachdem diverse Informationen zum Sachverhalt des Klimawandels extrahiert wurden, kann im letzten Prompt der Copilot damit beauftragt werden, einen Beitrag auf Basis der erfassten Informationen zu erstellen. Weitere Parameter wie Tonalität, Wortlänge wie in Beispielen 1 und 2 geschildert, können auch gerne im letzten Prompt festgelegt werden. Das neue Ergebnis wird eine wesentlich tiefere und fundierte Analyse umfassen, die zugleich auch durch die vorherigen, gezielten Fragenstellungen stärker auf die gewünschte Zielsetzung zugeschnitten ist.

Das KI-Tool im Unternehmenskontext: Copilot für Microsoft 365

Neben ChatGPT, der in den letzten zwei Jahren große Aufmerksamkeit erregte, erschienen wöchentlich ein Dutzend neuer KI-Chatbots auf dem Markt. Für viele Unternehmen stellte sich daher die Frage, welche Tools im betrieblichen Kontext genutzt werden sollen. Neben diesen Lösungen entwickelt Microsoft einen eigenen KI-gestützten Bot: den Copilot für Microsoft 365. Der IT-Konzern zielt darauf ab, KI nahtlos in die populärste Produktivitätssuite zu integrieren. Seit November 2023 konnten Großkunden mit mindestens 300 Lizenzen den Copilot nutzen und inzwischen ist der Zugang für Unternehmen jeder Größenordnung uneingeschränkt möglich.

Als IT-Berater für moderne Arbeitsplatzlösungen hatten wir von Beginn an die Gelegenheit, mit dem Copilot für Microsoft 365 zu arbeiten und seine laufende Entwicklung hautnah zu verfolgen. Keine andere Microsoft-Technologie hat sich bisher so dynamisch weiterentwickelt. Der Copilot für Microsoft 365 hat gegenwärtig einen Reifegrad erreicht, der spürbare Produktivitätssteigerungen ermöglicht.

Microsofts Antwort auf Compliance-Fragen für Copilot

Darüber hinaus arbeitet Microsoft an Compliance-Lösungen, um den kommerziellen Datenschutz zu gewährleisten, was besonders im Kontext der unternehmerischen Nutzung von generativer KI an Bedeutung gewinnt. Denn Büroangestellte nutzen zunehmend kostenlose KI-Dienste, deren Eingaben für das Training der Sprachmodelle benutzt werden, was zu erheblichen Verstößen im Umgang mit vertraulichen Informationen führt.

Microsoft bietet mit dem Copilot für Microsoft 365 nicht nur eine gesetzeskonforme Lösung, sondern ergänzt diese auch durch Microsoft Purview um eine Datengovernance-Lösung. Diese ermöglicht es den Unternehmen, den Copilot individuell an die branchenspezifischen, gesetzlichen Anforderungen anzupassen. Darüber hinaus bietet Microsoft Purview die Möglichkeit zur Erstellung von IT-Richtlinien, die die Nutzung von unerlaubten KI-Tools effektiv unterbindet.

Prompt Engineering: eine unverzichtbare Kompetenz für Sie

Prompt Engineering stellt eine zukunftsweisende Fähigkeit dar, die etwas Übung benötigt. Die drei genannten Beispiele zeigen Ihnen lediglich die Spitze des Eisberges an Möglichkeiten, die im Bereich der Prompt-Gestaltung bestehen. Die Integration dieser Technologie in Ihren beruflichen Alltag erfordert jedoch eine Eingewöhnungsphase. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um sich mit Prompting zu beschäftigen oder bestehende Kenntnisse zu erweitern. Denn die Zukunft der Arbeit wird durch eine symbiotische Beziehung zwischen Mensch und KI geprägt und je früher Sie mit dem Prompt-Einsatz beginnen, desto besser können Sie das Potential der Mensch-KI-Partnerschaft ausschöpfen.

AUTOR
David Dominik Spilker, Data One GmbH
AUTOR David Dominik Spilker Microsoft 365 Consultant, Data One GmbH (Member of ORBIS Group)
Ähnliche Beiträge
Leitfaden Integration Dynamics 365 & MS Teams

Dynamics 365 trifft Microsoft Teams: Die Kunst der perfekten Integration

Die praktische Seite der Integration zwischen Dynamics 365 & Microsoft Teams in Teil 2/2: Alles zu den häufigsten Herausforderungen in der Praxis, der Umsetzung von Anforderungen aus Fachbereichen und unseren Lösungswegen mit Best Practices.
23.11.2023
Microsoft|Modern Workplace|ORBIS Schweiz