Von On-Premise zu Cloud Software: der notwendige Perspektivwechsel in der digitalen Transformation

Cloud Mindset

Die Wahl zwischen Cloud Software und On-PremiseSoftware ist für viele Unternehmen ein wichtiger Schritt in der digitalen Transformation. Während On-Premise jahrelang der Standard war, bietet Cloud Software heute flexibel, skalierbare und zukunftssichere Alternativen.

Cloud Software – alles eine Frage des Blickwinkels

Während die einen jahrelang an der Implementierung maßgeschneiderter ERP-Systeme arbeiten, setzen andere schon auf Cloud-Lösungen und investieren Zeit und Energie lieber in die Produkte und Mitarbeiter. Das gilt nicht nur für Start-Ups mit einfachen Geschäftsmodellen, sondern immer mehr auch für Unternehmen, die sehr komplexe Produkte herstellen. Das wird oft belächelt.

Viele beginnen gedanklich mit der Prämisse, dass an On-Premise kein Weg vorbeiführt und finden dann auch spielend aktuelle Gegebenheiten, die das bestätigen. Auch im privaten Umfeld kennt man skeptische Aussagen wie: „Bleifreies Benzin macht die Motoren kaputt“, „das Internet wird sich nicht durchsetzen“, „ein E-Auto ist nichts für die Langstrecke“ und so weiter.

Solche nicht hinterfragten Paradigmen sind auch beim Thema Cloud der erste Fehler. Es führen viele Wege nach Rom. Ob Cloud Software einsetzbar ist, oder nicht, ist vor allem eine Frage des Blickwinkels und des Mindsets, nicht der Software selbst. Cloud Software erfordert ein Umdenken. In der Vergangenheit habe ich immer häufiger Aussagen gehört wie: “Unsere Geschäftsprozesse sind das Maß der Dinge”, “Wir brauchen mehr als den Standard”. Dabei ist vielen noch gar nicht bewusst, welche Vorteile Cloud Software wirklich bieten kann.

On-Premise Software: Probleme durch Individualanpassungen

Rund um uns herum gibt es Standards und wir profitieren davon. Immer mehr Stecker passen in immer mehr Ländern und herstellerübergreifend. Es gibt Normen und Best Practices für fast alles im Leben. Jeder fährt ein standardisiertes Auto aus der Großserie und arbeitet mit dem gleichen Windows- und Office-Paket. Aber Unternehmenssoftware wie SAP muss man immer, über die vorgesehenen Customizing-Möglichkeiten hinaus, an die individuellen Bedürfnisse anpassen?

Von Software-Standards zu individuellen On-Premise Anpassungen

Seit immer ist die Maxime zum Projektbeginn „Wir möchten im SAP-Standard bleiben“. Das hält aber nur an, bis das Lippenbekenntnis auf vielfachen Wunsch Einzelner unter den Tisch fällt. Ab dann wird programmiert und individualisiert, was das Zeug hält. In der Realisierung, beim Testen, während der Hypercare und im späteren Betrieb sind genau diese Funktionen dann die Stolpersteine und Aufwandstreiber. Selbst wenn man zum Go-Live noch halbwegs im Standard ist, werden die Freiheitsgrade in den Jahren des Produktivbetriebs genutzt. Das ist perfekt, weil ärgerliche Lücken so geschlossen werden. Der Aufwand im Tagesgeschäft sinkt, alles passt wie ein Maßanzug. Es gibt nur zufriedene Gesichter. „Ein einziger Mitarbeiter pro Schicht steuert das ganze Werk“, „diese Transaktion verlangt keinen unnötigen Klick“, „alle Informationen auf einer Maske“.

Der notwendige Perspektivwechsel – Von maßgeschneiderter zu standardisierter Software

Die Probleme folgen Jahre später. Die internen und externen Berater und Entwickler sind z. B. nicht mehr greifbar (Rente etc.). Häufig gibt es keine Implementierungsdokumentation, die Lösung ist nicht mehr wartbar. Von der Weiterentwicklung des Standards ist man seit langem abgekoppelt, weil die eigenen Funktionen teils wie ein Kurzschluss quer auf den vorgedachten Prozessen sitzen und dann oft noch untrennbar miteinander verwoben sind. Der Maßanzug wird zu eng, jetzt wird es herausfordernd. Ich habe in fast 30 Berufsjahren namhafte Unternehmen kennengelernt, die keine realistische Chance mehr haben, mit vertretbarem Aufwand zu allgemeinen Software-Standards zurückzukehren und sehr darunter leiden. Obwohl man seine Legacy Systeme (Altsysteme) mit „Standard-„Software abgelöst hat, steckt man aktuell unversehens schon wieder in de-facto selbst entwickelter Software fest. SE80 und ABAP/4 sind ja auch SAP-Standard …

Altsysteme und ihre Folgekosten für die digitale Transformation

Individualsoftware war früher zu verantworten. In den Anfangstagen der Unternehmens-IT war Software ein punktuell eingesetztes Werkzeug im Rahmen des auch unabhängig lauffähigen Geschäftsbetriebs. Auch in der Zeit danach waren die Weiterentwicklungszyklen lang und die das Unternehmen umgebende Volatilität gering, vor allem verglichen zu heute. Das hat das Mindset in den letzten Jahrzehnten in Richtung On-Premise geprägt und macht uns das Umdenken heute schwer. Der Leidensdruck ist groß, wenn die aktuelle Lösung nur noch mit viel Aufwand und im reverse Engineering-Ansatz wartbar ist. Das größte Angriffsszenario ist, wenn jemand aus einer kundenspezifischen Parametertabelle ein undokumentiertes „X“ löscht. Dann fährt kein LKW mehr vom Hof und niemand kennt den Gesamtzusammenhang der Fehlerkonstellation. Die Eigenentwicklungen werden zudem immer abenteuerlicher. Lage um Lage wird hinzugefügt, weil sich niemand traut, das Coding der Vorgänger grundsätzlich anzupassen. Auch neue Mitarbeiter sind schwer zu finden bzw. einzubinden.

Ein Greenfield-Neubeginn ist für solche Unternehmen nicht realistisch durchführbar und auch nicht bezahlbar. Es braucht eine betonharte IT-Strategie zum sukzessiven Rückbau bei einschneidendem Komfortverlust. Der Wechsel auf S/4HANA ist eine gute Gelegenheit dafür, den Anfang zu machen. Der ganze Rückweg zum sicheren Hafen wird aber vermutlich ähnlich teuer und lang, wie es der Hinweg in die offene See war. Und das auch noch gegen den Wind, den der Komfortverlust produziert. Aber es gibt langfristig keine andere Option.

Jedenfalls ist die Moral von der Geschicht‘, mit Cloud passiert sowas nicht.

Der Wechsel zu Cloud Software: S/4HANA als zukunftsfähige Lösung

ERP-Systeme sind heutzutage das Rückgrat für alles, was im Unternehmen läuft. Steht SAP, steht der Geschäftsbetrieb. Neue Anforderungen und Möglichkeiten kommen alltäglich. R/3 war R/2 mit Mausbedienung. S/4 ist R/3 mit neuer Datenbank. Aber nur wer sich auf Cloud Software einlässt, erkennt das Innovationspotenzial, das sich dadurch erschließt.

Trotz des unausweichlichen Flexibilitätsverlusts sind die TCO (Total Cost of Ownership) in der Cloud geringer und man produziert weniger Altlasten in Form von Stilblüten für kommende Generationen. Wartbarkeit und Modernität der im Unternehmen eingesetzten Software sind längst wettbewerbsrelevant.

Während die einen ihre eigenentwickelten Zusatztransaktionen noch ins Englische übersetzen, machen die Anderen schon das nächste Funktions-Upgrade oder einen Roll-out. Zudem punktet die Cloud-Lösung mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit, integrierten KI-Funktionalitäten und bewährten Best Practices für Ihre Geschäftsprozesse. Welche Vorteile S/4HANA Cloud mit sich bringt und ob die Public oder die Private Cloud das richtige für Ihr Unternehmen ist, erfahren Sie in unserer Checkliste.

AUTOR
Jörg Theobald, ORBIS SE
AUTOR Jörg Theobald Manager CC SCM/PP & Senior Consultant, ORBIS SE
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SAP|Cloud ERP|SAP S/4HANA