SAP S/4HANA Embedded Analytics: Der Einstieg in Ihr Realtime Reporting

Benutzerdefiniertes Embedded Analytics Reporting

In diesem Beitrag liegt der Fokus auf dem Einstieg in die Welt des S/4HANA Embedded Analytics. Als erstes werden dazu die technischen Grundlagen – die CDS Views (Core Data Services) – erklärt und ihre Bedeutung im Kontext eines Virtuellen Datenmodells (VDM) vorgestellt. Dabei wird im Wesentlichen auf die Datenmodellierung innerhalb des S/4HANA eingegangen. Danach schauen wir uns den Einstieg ins Thema näher anhand eines Beispiels an. Insbesondere gehen wir hier auf den ersten Schritt unseres End-to-End Vorgehensmodells ein, der Suche und Identifikation existierender Entwicklungen, die unmittelbar ohne Anpassungen genutzt werden können.

Während das langfristige, strategische Reporting im SAP-Umfeld weiterhin mit einer separaten Business-Intelligence Lösung – beispielsweise der Datasphere – abgedeckt wird, verlagert sich mit der Einführung bzw. Migration auf SAP S/4HANA das operative Reporting innerhalb Ihres Unternehmens mehr in Richtung ERP System.

Technische Basis: Core Data Services und virtuelle Datenmodelle

Ermöglicht wird diese Verlagerung mit Core Data Services (oder kurz: CDS Views), die unter Verwendung neuester HANA Technologie eine moderne Methode der Datenmodellierung erlauben. Die Grundlagen der ABAP CDS Views und typische Anwendungsfälle im BW Umfeld haben wir bereits in einer weiteren Blogbeitrag-Reihe (ABAP Core Data Services Views im SAP BW oder BW/4HANA) thematisiert.

Die Vorteile durch die Anwendung dieser Technik im S/4HANA – dem sogenannten S/4HANA Embedded Analytics – sind dabei schnell ersichtlich:

Vorteil 1: Reporting in Realtime

Da keine Daten-Replikation oder Extraktion mehr notwendig ist, verbleiben Ihre Daten gänzlich in Ihrem S/4HANA System und werden dort innerhalb virtueller Datenmodelle (kurz: VDM) aufbereitet, was ein Reporting in Echtzeit ermöglicht.

Vorteil 2: Flexible Datenmodellierung und Visualisierungen

Ein VDM besteht dabei aus einer Vielzahl aufeinander aufbauender CDS Views, an deren Spitze ein reportfähiger View steht. Die Realtime Daten können letztlich sowohl mittels Fiori Apps dem End-User präsentiert als auch mit der SAP Analytics Cloud oder Analysis for Office konsumiert werden.

Datenmodellierung mit CDS Views

Nachdem Sie nun die technischen Grundlagen kennengelernt haben, fokussieren wir uns auf die Datenmodellierung mit CDS Views.

Ähnlich zum BW-Datenmodell gibt es auch innerhalb der VDMs ein Layer-Konzept, in denen CDS Views eingeordnet werden können. Diese werden über sogenannte Annotationen charakterisiert. Neben VDM-typischen Annotationen (@VDM.ViewType: …) werden auch analytics-spezifische Annotationen (@Analytics.dataCategory: … , @Analytics.query: … ) verwendet, um CDS Views innerhalb des VDMs in folgende Layer einzuordnen, wie in der Grafik ersichtlich:

Einordnung CDS Views innerhalb des VDMs

Consumption Views
Analytischer View, konsumierbar mittels Reporting-Tools oder Fiori (vergleichbar mit BW-Query):

@VDM.ViewType: #CONSUMPTION
@Analytics.query: true

Composite (Interface) Views
Kombination mehrerer Basic Views oder anderer Composite Views mit entsprechender Business Logik (vergleichbar mit BW Infoprovider: CompositeProvider oder aDSO):

@VDM.ViewType: #COMPOSITE
@Analytics.dataCategory: #CUBE

Basic (Interface) View
Basis-View mit Select auf Datenbanktabellen oder anderen Basic View:

@VDM.ViewType: #BASIC
@Analytics.dataCategory: #DIMENSION 	[ or #FACT ]

Datenbanktabelle oder -View
Physische Datentabellen im S/4HANA wie beispielsweise MARA, VBAP, VBAK, VBEP, VBAP, uvm.

Ein VDM besteht dabei aus mehreren (Basic/Composite) Interface Views und mindestens einem Consumption View. Die SAP hat bereits standardmäßig VDMs ins S/4HANA System integriert. Standard Interface Views haben das Präfix „I_“, während Consumption Views mit „C_“ beginnen. Diese können out-of-the-box genutzt oder mit eigenen CDS Views erweitert werden, um das VDM kundenspezifisch anzupassen. Aber, wie starten Sie jetzt konkret ins Thema, wenn es Anforderungen an ein Realtime Reporting in Ihrem Unternehmen gibt?

Ihr Einstieg ins Embedded Analytics Reporting

Um Ihr eigenes S/4HANA Embedded Analytics Reporting aufzubauen, stehen die ABAP Development Tools in Eclipse und zahlreiche Fiori Apps für Key User zur Verfügung. Beide Optionen schauen wir uns in diesem und in einem weiteren Blogbeitrag am Beispiel eines Sales Order Reportings an.

Die folgende Abbildung zeigt ein End-To-End Szenario bestehend aus vier möglichen Schritten. In diesem Beitrag werden wir als Einstieg zunächst auf den ersten Schritt – Identifikation und Analyse existierender VDMs bzw. CDS Views – näher eingehen. Die restlichen drei Schritte erwarten Sie im zweiten Blogbeitrag.

Embedded Analytics: End-to-End Szenario

Identifikation und Analyse existierender VDMs bzw. CDS Views

Wenn in Ihrem Unternehmen konkreter Bedarf an einem Realtime Reporting innerhalb des S/4HANA aufkommt, beginnen Sie zunächst mit der Suche nach bereits existierenden CDS Views.

Wie bereits erwähnt, stehen standardmäßig zahlreiche Views und VDMs für den Bereich Analytics mit integrierter Business-Logik zur Verfügung. Es ist sinnvoll, zunächst die bestehenden Objekte über a) Fiori Apps und/oder b) ABAP Development Tools in Eclipse zu prüfen, bevor eine Neuentwicklung von Grund auf gestartet wird.

a) Fiori Apps: Query Browser und View Browser

Neben Informationen zu existierenden VDMs im SAP Help Portal können Views direkt im Fiori Ihres S/4HANA Systems mit der App „View Browser“ oder „Query Browser“ gefunden werden.


  • Query Browser: Suche nach freigegebenen CDS Views vom Typ „Analytical Query“ und Analyse der Daten
  • View Browser: Suche nach allen verfügbaren CDS Views und Analyse der Datenfelder, Datenquellen und Daten

Je nach Release Ihres S/4HANA finden Sie in der View Browser App mehrere zehntausende CDS Views. Diese wurden nicht rein zu Analysezwecken erstellt, sondern werden zum Teil für Entwicklungen anderer Art genutzt. Daher lohnt es sich, die Suche vorab auf „Consumption“ Views zu begrenzen, über die Datenkategorie zu filtern und dann nach Schlagwörtern zu suchen, wie man in der Abbildung sehen kann:

SAP View Browser: Consumption Views begrenzen

Das Ergebnis der Suche nach bestehenden „Sales Order“-Objekten liefert einige Consumption Views, deren Datenfelder, Annotationen und Datenquellen in der Detailsicht genauer untersucht werden können. In der folgenden Abbildung sehen Sie einen Ausschnitt aus der Detailsicht zu C_SalesOrderItemQry:

Sales Order Item Query in Fiori App

Eine OLAP-Analyse (Online Analytical Processing) – über die Multidimensional Reporting App – der gelieferten Daten kann darüber ebenfalls geöffnet werden (Button: Show Content) und dabei unterstützen, zu entscheiden, ob der gefundene Consumption View alle Anforderungen an das Reporting erfüllt. Daneben lässt sich der Output des Consumption Views auch über Analysis for Office oder der SAP Analytics Cloud prüfen.

b) ABAP Development Tools in Eclipse

Als Entwickler mit Know-how in SQL oder SQL Script Programmiersprachen können Sie neben den erwähnten Fiori Apps die ABAP Development Tools in Eclipse nutzen um die Felder, Datenquellen, Logik und Output von CDS Views genauer zu analysieren.

Dafür muss einmalig ein ABAP Projekt in Eclipse für das S/4HANA System erstellt werden. Dann kann entweder über die System Library (Package: APPL > VDM_** > …)  zu den bestehenden CDS Views navigiert oder mit der ABAP Object Search mit Schlagwörtern oder dem CDS Namen konkret nach Views gesucht werden. Folgende Abbildung bietet einen guten Überblick:

Sales Order Item Query in Eclipse

Felder, Annotationen, Logiken und Formeln lassen sich so auf Code-Ebene einsehen. Die ABAP Development Tools ermöglichen außerdem eine sehr einfache und schnelle Navigation durch das Datenmodell. Durch Drücken der Strg-Taste und einem Klick auf ein Objekt kann direkt auf der darunterliegenden View abgesprungen werden und so Quelltabelle und -Felder identifiziert werden. Der Output des Consumption Views lässt sich mit diesem Vorgehen bis zu seinem Ursprung (Datenbanktabelle) zurückverfolgen.

Liefert der Consumption View die gewünschten Daten und erfüllt er alle Anforderungen an das benötigte Reporting, kann er direkt als Datenlieferant in Frontends wie der SAP Analytics Cloud und Analysis for Office oder einer Analytical Fiori App genutzt werden.

Falls dieser nicht alle Anforderungen erfüllt, müssen eigene Analytical Queries und CDS Views/VDMs mit entsprechenden Logiken erstellt werden. Wie wir dabei vorgehen und welche Apps und Möglichkeiten wir dabei haben, werden wir Ihnen im zweiten Blogbeitrag erläutern.

Falls Sie in der Zwischenzeit Ihre Analytics Strategie schärfen möchten, können Sie gerne in unsere SAP S/4HANA Embedded Analytics Strategiepakete reinschauen:

Nun haben Sie herausgefunden, wie Embedded Analytics Datenmodelle funktionieren und wie Sie ins Thema einsteigen können!

Nachdem Sie nun wissen, wie analytische Datenmodelle innerhalb des S/4HANA aufgebaut sind, wie Sie existierende Objekte finden, sich in VDMs zurechtfinden und welche Tools Ihnen dazu zur Verfügung stehen, können Sie mit Ihrem Realtime Reporting starten. Vorausgesetzt, die bestehenden Views decken Ihre Anforderungen vollumfänglich ab. Falls dies nicht der Fall ist, können Sie sich bereits auf den zweiten Teil unserer kleinen Blogserie freuen. Hier werden wir tiefer auf die Thematik der Eigenentwicklung, insbesondere eigener Analytical Queries und CDS Views eingehen, um Sie auch auf spezielle, benutzerdefinierte Anforderungen vorzubereiten.

AUTOR
Samuel Ikas, ORBIS SE
AUTOR Samuel Ikas Business Process Consultant SAP Analytics, ORBIS SE
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